Nicht allein Sabra und Schatila
von Ruth Asfour
Wenn wir mit unserem Palästina/Israel Kreis eine Mahnwache an der Katharinen-Kirche im Zentrum Frankfurts (am Main) aufziehen, sind meist auch von mir gemalte Schilder dabei: SCHARON NACH DEN HAAG.

Daraus wurde bis jetzt leider nichts. Er ist weiterhin mit seinem erbarmungslosen Kurs "der gewählte Regierungschef Israels".

Für Sabra und Schatila war Sharon indirekt verantwortlich - meine Freundin, die israelische Menschenrechtsanwältin Felicia Langer, schreibt in ihrem Buch "Quo vadis Israel" ein ganzes Kapitel über Sharon: Es gibt Massaker, für die er direkt verantwortlich ist. Schon 1953 ließ er z.B. als junger Armeeoffizier der Elite-Einheit 101 im Dorf Qibya 45 Häuser in die Luft sprengen und tötete 69 Zivilisten - ein Drittel waren Frauen und Kinder. Frau Langer zitiert den Historiker Avi Shlaim, der in seinem Buch "The Iron Wall" davon berichtet.

Der vom palästinensischen Volk gewählte Regierungschef Yassir Arafat wurde monatelang gefangen gehalten und danach einfach von Scharon und der westlichen Welt abgesetzt. Obwohl er zusammen mit Premier Rabin den FRIEDENSNOBELPREIS erhielt! - Allerdings wurde Rabin später von israelischen Gegnern seiner Politik umgebracht. Sitzt sein Mörder, Yigal Amin, noch ein oder wurde er auch von einem Hubschrauber aus durch eine Rakete getötet ? Wurde das Haus seiner Familie auch zerstört und die Häuser seiner Hintermänner? Khalil Toama, Offenbach, hat ein Video von der unbeschreiblich fanatischen Hetze der "Siedler" gegen Rabin. Freilich wurden auch unter Rabin viele Siedlungen auf palästinensischem Gebiet errichtet und von ihm stammt das Wort "Brecht ihnen die Knochen" - in der 1. Intifada. Aber dann änderte er seinen Kurs und musste sterben.

Nach dem von Palästinensern verübten Mord an dem rassistischen Tourismus-Minister Zeevi war immer wieder zu lesen, es seien Palästinenser umgebracht worden, die mit dieser Tat in Verbindung gestanden hätten.

Anfang Mai sprach Prof. Moshe Zuckerman, Tel Aviv, vor ca. 800 StudentInnen der Universität Frankfurt a.M.: "Ich bin mit den Unterdrückten und nicht mit den Unterdrückern - mit den Besetzten und nicht mit den Besatzern!" Bei der anschließenden Diskussion sagte er, wenn ein Rückzug auf die Grenzen von 1967, einschließlich der Räumung aller Siedlungen, erfolgen, Ost-Jerusalem die Hauptstadt eines Palästinenser-Staates sein würde und dazu eine Regelung (zumindest eine Anerkennung) der Flüchtlingsfrage erfolgte, hörten die schrecklichen Selbstmordattentate auf, während Sharons Politik die Palästinenser weiter zu den Extremisten treibe.

Leider war über diese Veranstaltung NICHTS in den großen Tageszeitungen zu lesen. Jetzt habe ich viel mehr geschrieben als nur über Sabra und Shatila...

Ruth Asfour, Jahrgang 1931, lebt in Offenbach am Main



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